Eine Herzensangelegenheit geht online

Für Barbara Weißbach ist ihr Reitsportgeschäft in Warstein eine „Herzensangelegenheit“. Doch wie viele stationäre Einzelhändler, bekommt sie seit einigen Jahren die Online-Konkurrenz schmerzhaft zu spüren. Für sie steht fest: „Ich muss präsenter im Internet werden.“

Barbara Weißbach ist passionierte Reiterin mit FN-Trainerausbildung. Zu ihrem eigenen Geschäft ist sie 2004 allerdings eher als Quereinsteigerin gekommen, denn die Meschederin ist gelernte Augenoptikermeisterin. Nach der Geburt ihrer Tochter 2002 gestaltete sich die Rückkehr in ihren alten Beruf jedoch schwierig. Deshalb sattelte sie um: Als sich auf dem Gelände des Warsteiner Reitsportzentrums, das zur Warsteiner Brauerei gehört, die Möglichkeit ergab, ein Fachgeschäft für Reitsportartikel zu eröffnen, nutzte

Barbara Weißbach die Gelegenheit – zunächst im Büro, später in dem eigens für ihre Zwecke umgebauten Raum.

Für Händlerin Barbara Weißbach steht fest: „Ich muss präsenter im Internet werden.“ Foto: Silke Wrona, IHK Arnsberg

Kunden an den Onlinehandel verloren

Und in den ersten Jahren lief es noch gut für die Geschäftsinhaberin. Zu ihren Kunden gehörten Privatleute, die ihre Pferde in den Stallungen einstellten, Teilnehmer der großen Turniere auf dem Gelände wie der Champions Trophy sowie generell Kunden aus dem Sauerland. „Das hat sich in den vergangenen Jahren aber leider verändert“, berichtet Barbara Weißbach.

Die Zahl der Freizeitreiter sei am Reitsportzentrum ebenso zurückgegangen wie die Ausrichtung großer Turniere. Stattdessen dominierte nun eher der internationale Pferdehandel und es seien die Profireiter, die auf dem Gelände mit ihren Tieren arbeiten, aber weniger bei ihr kauften. Und nicht zuletzt habe sie Kunden an den Onlinehandel verloren.

Um den Wandel auszugleichen, ist die 56-Jährige viel unterwegs und präsentiert sich und ihr Angebot bei Turnieren in einem Umkreis von 100 Kilometern. Dort, berichtet sie, lohne sich der Verkauf immer und sie könne neue Kunden gewinnen. Darüber hinaus veranstaltet sie zweimal im Jahr ein Late Night Shopping.

Aber all das Engagement kann nicht über die wirklich große Herausforderung hinweghelfen: Die Konkurrenz aus dem Internet. Dort, sagt Barbara Weißbach, ließe sich leicht mit wenigen Klicks alles kaufen, was das Reiterherz begehrt. Und sie weiß: Ausblenden kann sie den Onlinebereich nicht.

Einzelhandelslabor vermittelt notwendiges Online-Wissen

Deshalb hat sie sich – durchaus kostenintensiv – vor einiger Zeit eine Internetseite vom Profi erstellen lassen, die sie selbst pflegt, und sie ist in den sozialen Medien aktiv. Trotzdem fühlte sich die Geschäftsinhaberin mit den Möglichkeiten und den Herausforderungen, die das Internet mit sich bringen, zunächst ein wenig überfordert: „Ich wusste einfach nicht, woher ich das notwendige Know-how bekommen sollte, um meine Online-Aktivitäten zu optimieren“, berichtet Barbara Weißbach. „Bis ich auf das Einzelhandelslabor Südwestfalen aufmerksam wurde. Das war genau das, was ich gesucht habe.“ Denn all das Wissen zu digitalen Strategien – und das muss nicht immer ein Shopsystem sein – sowie rechtlichen und technischen Feinheiten könne man sich alleine kaum beibringen. Deshalb nimmt sie nicht nur regelmäßig die Workshop-Angebote wahr, sondern kann sich auf dem Weg auch mit anderen Einzelhändlern austauschen. Für Barbara Weißbach steht fest: Sie wird vor der Konkurrenz im Internet nicht kapitulieren. „Ich möchte mich zunächst noch weiter spezialisieren und besondere Angebote in den Vordergrund rücken: zum Beispiel spezielle Ausrüstung, die ich ordern kann, besondere Marken sowie die Personalisierung von Reitbekleidung und Zubehör fürs Pferd.“ Den Vorteil an ihrem Segment sieht sie durchaus darin, dass es in beratungsintensives Angebot ist und sie sich mit diesem Service vom Internet abheben kann. Außerdem sei der Reitsport ein kostenintensives Hobby. „Deshalb ist meine Zielgruppe der anspruchsvolle Freizeitreiter und Turnierreiter. Ich möchte auch weiterhin auf qualitativ hochwertige Waren setzen.“

Optimierung des Internetauftritts und Ausbau der Social-Media-Aktivitäten

Ob sie diese auch künftig in ihrem Geschäft anbieten wird, ist noch unklar. Mit 3 x 9 Metern ist das Ladenlokal sehr klein und liegt zudem abseits. „Ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich hier bleiben werde“, sagt Barbara Weißbach, die außerdem überlegt, was für sie online der richtige Weg sein wird: Ob sie ein Shopsystem aufbauen oder ausgewählte Artikel zunächst nur auf ihrer Internetseite zur Ansicht einstellen wird, hält sie sich noch offen. Ihre Internetseite will sie aber auf jeden Fall optimieren und ebenso ihre Aktivität im Social-Media-Bereich.

Für sie selbst bedeutet dieser Spagat zwischen stationärem Geschäft und Internetpräsenz eine große Kraftanstrengung: „Ich habe noch nie so viel gearbeitet und so wenig verdient, wie im Moment.“ Ihren Optimismus hat sie trotzdem nicht verloren und setzt weiter auf das Know-how, das sie in den Workshops des Einzelhandelslabors vermittelt bekommt.

Quelle: Magazin „Wirtschaft“ der IHK Arnsberg, Ausgabe April 2018