Die Umkleidekabine wird zum persönlichen Berater

Trotz einer Bombenentschärfung und beginnenden Gleiserneuerungen am Hauptbahnhof Düsseldorf, nahmen interessierte Händler dennoch die Fahrt am 9. März auf sich, um an der Exkursion „POS-Technologien kennenlernen und erleben“ teilzunehmen.

Im Experience Store „Exp 37“ konnten Einzelhändler aus Südwestfalen vor Ort testen, wie die nahtlose Integration des stationären Einkaufserlebnisses mit kundenorientierten Online-Services funktioniert. Vorgestellt wurde zum einen ein interaktives Schaufenstersystem (Digital Shopping Window). Kunden können spielerisch per Gestensteuerung jederzeit, auch außerhalb der Öffnungszeiten, durch den digital inszenierten Produktkatalog stöbern, Informationen abrufen und das Produkt kaufen. Durch die Interaktion erhöhen sich das Interesse und die Verweildauer der Kunden.

Interactive Digital Shopping Window (Foto: EXP37). Foto: Stephanie Erben, SIHK zu Hagen

Interaktive Tablets bieten dem Kunden umfangreiche Serviceangebote

Im Ladenlokal selber können Technologien, wie ein interaktives Tablet (Smart Tray) die Servicequalität erhöhen und den Einkauf zusätzlich vereinfachen. Mithilfe von z.B. Outfit-Vorschlägen können Cross-Selling Potenziale gehoben werden, wodurch der Kunde dazu animiert wird, weitere Produkte zu erwerben. Die Produkte werden mit einem RFID-Tag ausgezeichnet (Funketikett). RFID (radio-frequency identification) bezeichnet eine Technologie für Sender-Empfänger-Systeme zum automatischen und berührungslosen Identifizieren und Lokalisieren von Objekten mittels Radiowellen. Sobald der Kunde das gewünschte Produkt auf dem „Smart Tray“ platziert, wird dieses erkannt und der individualisierte, digitale Inhalt erscheint. Über ein Touch-Display kann der Kunde die zusätzlichen Funktionen und Services nutzen. Produktbeschreibungen, Größen, Farben, 360° Bilder, Videos sowie Outfit-Vorschläge können abgerufen werden. Die ausgewählten Produkte können über Touchscreen beim Verkaufsberater angefordert, unmittelbar gekauft und über Social Media geteilt werden.

Darüber hinaus dienen digitale Wände und TV-Systeme der Emotionalisierung und Inspiration. Außerdem kann die Geschichte zu Marken und Produkten erzählt und in einen größeren Zusammenhang gestellt werden, um die Identifikation des Kunden zu erhöhen.

 

Intelligenter Warenträger - Smart Tray (Foto: EXP37).

Die Umkleidekabine wird zum persönlichen Berater

Auch die Umkleidekabine ist wesentlicher Bestandteil der „Customer Experience“ im Rahmen des Einkaufs. Fühlt der Kunde sich wohl, können Cross- und Up-Selling-Potenziale gehoben werden. Dadurch wird der Kunde dazu verleitet, eventuell noch weitere zu ihm passende Produkte zu kaufen. Ein digitaler Spiegel, der Smart Mirror, fungiert als persönlicher Berater und bietet eine Vielzahl an Services für den Kunden. Die Produkte sind mit RFID-Etiketten ausgestattet und werden beim Betreten der Umkleidekabinen vom intelligenten Spiegel erkannt. Mithilfe des Smart Mirror hat der Kunde die Möglichkeit, detaillierte Produktinformationen abzurufen oder einzelne Kleidungsstücke in einer anderen Farbe oder Größe anzufordern. Darüber hinaus schlägt der Smart Mirror dem Kunden weitere, zum aktuellen Produkt passende Kleidungsstücke und Accessoires vor. Alle anprobierten Artikel werden im Kundenprofil gespeichert und stehen für eine spätere Online-Bestellung zur Verfügung. Der Shoe Mirror hingegen, ein digitaler Spiegel der auf die spezielle Ansicht von Schuhen ausgelegt ist, hat einen eher spielerischen Charakter. Dieser ermöglicht dem Kunden, die getroffene Auswahl bestmöglich zu beurteilen und diese mit seinen Freunden zu teilen.

Shoe Mirror (Foto: EXP37)

Automatisierungsprozesse sparen Zeit und erhöhen Transparenz

Auch wurden Lösungen präsentiert, die Händler nutzen können, um interne Prozesse zu optimieren. Mithilfe elektronischer Preisschilder beispielsweise können Händler ihre Preise über alle Kanäle hinweg vereinheitlichen. Durch das automatische zentrale Preismanagement entfällt die aufwendige manuelle Auszeichnung der Produkte durch das Verkaufspersonal. Die so gewonnene Arbeitszeit kann produktiv in die Beratung und den Service auf der Verkaufsfläche investiert werden. Darüber hinaus ermöglicht die permanente Inventur die Reduktion von Bestands- und Präsenzlücken, die sich im Mehrumsatz widerspiegelt. Erst die permanente Transparenz über Warenbestände ermöglicht die Integration online basierter Services. Durch eine automatisierte Erfassung/ Inventur wird der Zeitaufwand deutlich verringert. Mittels eines Lesegerätes (Handheld) kann mit der RFID-Technik ausgestattete Ware in Sekundenschnelle erfasst werden.

Inventory Management (Foto: EXP37)

Geringes Händlerinteresse

Das Feedback der teilnehmenden Händler auf den Experience Store war durchweg positiv. Daher ist es bedauerlich, dass nur wenige Einzelhändler – sicherlich auch aufgrund der widrigen äußeren Einflussfaktoren – die Chance nutzen, an der Veranstaltung in Düsseldorf teilzunehmen. Während der Roadshows des Einzelhandelslabors hatte die Ankündigung auf die Exkursion noch auf großes Interesse gestoßen.

Impressionen der Exkursion nach Düsseldorf (Fotos: Stephanie Erben, SIHK zu Hagen und Linda Kottenhahn, IHK Arnsberg)