Wie lokale Influencer die Standortmarke pushen!

Influencer sind Meinungsführer in den Sozialen Medien wie Facebook, Twitter und Co. Sie berichten über eigenen Produkterfahrungen und geben Style- oder Fitnesstipps. Mit Ihren selbsterstellten Videos auf Youtube oder Fotos auf Instagram locken sie Millionen von Usern auf Ihre Seiten. Kein Wunder, dass sich mittlerweile Unternehmen die Popularität dieser Onlinestars zu Nutze machen und für ihre eigenen Marketingziele einsetzen. So arbeiten immer mehr Influencer mit Unternehmen zusammen, um deren Produkte gezielt zu bewerben.

Lokale Influencer sind sich ihrer Bedeutung oft gar nicht bewusst

Wer jetzt denkt, dass diese Onlinestars nur in den großen Metropolen Deutschlands wohnhaft sind – der irrt sich. Die Thermifee aus Ense (Kreis Soest) – ein Star in der Vermarktung eines bekannten Küchengerätes – hat über 50.000 Menschen, die ihren Youtube-Kanal abonniert haben, fast 100.000 Personen folgen ihr auf Facebook. Einzelne Videos sind über 800.000 mal angesehen worden.

Oft wird in den Texten der lokalen Influencer die Heimatstadt erwähnt bzw. der Account ist in der Stadt gemeldet, weil der Autor oder die Autorin am Standort ansässig ist, was zum Standortmarketing beiträgt (z. B. #neheim). Ähnlich wie die o. g. Unternehmen könnte nun das heimische Stadtmarketing die lokalen Influencer für die Bewerbung des eigenen Standorts einsetzen. Doch wie lassen sich diese Lokalstars eigentlich identifizieren? Oft wissen diese Personen selbst gar nicht, dass sie lokale Influencer sind.

Einzelhandelslabor entdeckt heimlichen Star in Neheim

Das Einzelhandelslabor hat einen heimlichen Star ausfindig gemacht und interviewt: Frau Anna-Maria Scafarti, Inhaberin eines Friseurgeschäftes in Neheim.

Labor: „Frau Scafarti, wissen Sie was ein Influencer ist?“

Scafarti: „Nein“

Der Begriff Influencer wird kurz erläutert.

Labor: „Wir haben festgestellt, dass Sie für die Stadt Neheim ein lokaler Influencer sind – was sagen Sie dazu? War Ihnen das bewusst?“

Scafarti: „Nein, das war mir nicht bewusst, macht mich aber sehr stolz. Ich finde Neheim hat viel zu bieten – dafür muss man nicht in die Großstadt fahren. Das erkläre ich auch meinen Kunden. Ich selber informiere mich immer über Trends in den Großstädten und versuche, diese dann nach Neheim zu holen und auch in meinem Salon anzubieten.“

Labor: „Sie sind sehr stark in den sozialen Medien aktiv. Wann haben Sie damit angefangen und warum haben Sie damals begonnen, Fotos und Artikel auf Facebook und Co. zu posten? Hatten Sie einen bestimmten Grund? Eine Idee? Oder war es mehr Zufall?“

Scafarti: „Ich habe bei der Geschäftsgründung 2016 die Dienste einer Marketing-Agentur in Anspruch genommen. Diese hat gesagt, dass es wichtig wäre online präsent zu sein, um auch im Internet meine Kunden zu erreichen. Das habe ich mir zu Herzen genommen. Ich habe eine Website und kommuniziere mit meinen Kunden über die sozialen Medien. Das Ziel ist täglich zu posten. Das ist zwar eine Menge Arbeit, doch so habe ich auch Kunden von außerhalb gewonnen. Die Beiträge haben die Kunden neugierig gemacht.

Ich habe sogar Kunden aus Münster, Köln, Berlin oder München – einige sind Stammkunden. Ich fühle mich sehr geehrt, dass die Kunden von so weit weg kommen. Ich finde das super.“

Lokale Influencerin aus Neheim: Anna-Maria Scafarti (links) und ihr Team. Foto: Scafarti

Labor: „Was genau posten Sie den in den sozialen Medien?“

Scafarti: „Arbeiten vom ganzen Team, also Frisuren und Haarverlängerungen. Das Team an sich, tägliche Arbeiten, Neues aus der Branche.“

Labor: „Sie haben auf Facebook mittlerweile über 1.000 Follower und auf Instagram über 900 Abonnenten. Was meinen Sie, warum finden so viele Leute Ihre Beiträge interessant? Was finden die Leute toll? Welchen Mehrwert haben Ihre Follower?“

Scafarti: „Wir zeigen reale Fotos. Ich oder mein Bruder machen mit dem Handy die Aufnahmen und stellen diese in die sozialen Medien. Die Bilder sind nicht bearbeitet oder inszeniert. Sie sind ehrlich und natürlich. Das kommt bei den Leuten gut an führt zu positivem Feedback. Auch die heimische und wohnliche Atmosphäre des Salons kommt bei den Usern gut an.“

Labor: „Hat sich in der Art der Beiträge/Fotos etwas geändert? Machen Sie etwas anders als zu Beginn?

Scafarti: „Nein, alles ist gleich geblieben. Wir schauen was gerade angesagt ist und berichten darüber.“

Labor: „Wieviel Zeit investieren Sie wöchentlich in Social Media?“

Scafarti: „In der Woche insgesamt 1,5 Stunden.“

 

Alleine auf Facebook hat Frau Scafarti über 1.000 Follower (Quelle: Facebook)

Labor: „Auf welche Posts bekommen Sie die meisten Antworten/Likes? Was war Ihr erfolgreichster Post?“

Scafarti: „Frisurenbilder. Die Follower fragen dann was das kostet oder ob es bei ihnen auch möglich sei. Außerdem sind wir sozial engagiert und machen bei der Aktion „Haare spenden“ mit. Beiträge zu dieser Aktion in Form von emotionalen Videos lösen bei der Community das größte Feedback und die meisten Posts aus. Da kann keine Friseurarbeit mithalten.“

Labor: „Gab es auch schon einmal negative Kommentare seitens der Community? Wenn ja, wie gehen Sie damit um?“

Scafarti: „Bisher gab es noch keine negativen Erfahrungen. Ich würde aber auf jeden Fall darauf antworten.“

Labor: „Was bringen Ihnen die Beiträge in den sozialen Medien geschäftlich? Welche positiven Erfahrungen haben Sie gemacht?“

Scafarti: „Die Kunden posten Urlaubsgrüße, markieren das Team usw. Meine Angestellten werden z. B. über Facebook gelobt – das hebt die Stimmung im Team.“

Labor: „Kann man damit Geld verdienen?“

Scafarti: „Nein, nicht direkt. Aber es ist eine Art „Werbemaßnahme“, wodurch wir die Leute auf uns aufmerksam machen und Kunden gewinnen. Als erstes kommt immer das Friseurhandwerk. Das ist unsere Arbeit, aber vernachlässigen sollte man den Auftritt nach außen nicht, das gehört genauso zur Unternehmensführung, wie die Buchhaltung oder die Leitung der Mitarbeiter.“

Labor: „Kommen wir nochmal auf den Anfang unseres Gesprächs zurück. Die bekannten Influencer-Stars werden ja mittlerweile von großen Unternehmen gezielt für Marketing-Kampagnen bzw. Produktvermarktung eingesetzt. Würden Sie so etwas auch machen? Vielleicht auch für die Standortmarke Neheim?

Scafarti: „Ja, auf jeden Fall, besonders für den Standort Neheim, weil ich mich voll als Neheimerin identifiziere.“

Labor: „Vielen Dank für das Gespräch!“

Das Interview führte Frau Simone Simon-Bömer vom Forschungsinstitut für Regional- und Wissenschaftsmanagement.

Standortmarketing auf Instagram: #sauerland #neheim #arnsberg #hüsten (Quelle: instagram)

Wie findet man lokale Influencer?

Das Forschungsinstitut für Regional- und Wissenschaftsmanagement hat eine Methode entwickelt, wie man die lokalen Stars identifiziert und bewertet. Dabei werden nur die Online-Aktivitäten gemessen, welche die Menschen „bewegen“ und bei Ihnen Reaktionen hervorrufen – d. h. die Leute antworten auf den Beitrag, teilen oder „liken“ diesen.

Das Einzelhandelslabor möchte Kommunen aus Südwestfalen dabei unterstützen, die ortansässigen Influencer ausfindig zu machen. Das jeweilige  Stadtmarketing könnte dann in Kooperation mit dem lokalen Star, dessen Popularität und Heimatnähe, gezielt  für die Bewerbung der eigenen Standortmarke nutzen.

Wenn Sie mehr zu dem Thema wissen möchten und Sie Ihren eigenen „local hero“ suchen, dann wenden Sie sich bitte an Herrn Prof. Dr. Peter Vieregge vom Forschungsinstitut:

Tel.: 0171 5039886
E-Mail: peter.vieregge@regio-wissen.de